Der Einzug der Moderne zwingt uns bisweilen Stück für Stück von vertrautem Abschied zu nehmen. Dies gilt auch für Weinfreunde, für die der Korken noch ein wesentlicher Inbegriff der Weinkultur ist. Der Kork als traditioneller Verschluss bekommt eine immer größer werdende Konkurrenz.
Dabei ist die Verwendung des Korkens als Verschluss bereits von den alten Griechen aus dem 5. Jh. v.Chr. überliefert, die ihre Amphoren mit diesem elastischen Material verschlossen hatten. Dieses Wissen machte sich zweitausend Jahre später Pierre Pérignon (1639 1715) zunutze, als er die Holzstopfen bei Schaumweinen durch Korken ersetzte. Als Weinverschluss hat Kork den Vorteil, dass er eine dosierte Sauerstoffzufuhr ermöglicht wird, die sich - insbesondere bei hochwertigen Rotweinen - positiv auf die Reife des Weines auswirkt. So lautet zumindest die landläufige Meinung. Neueste Untersuchungen aus Geisenheim sprechen dem Kork sogar die Fähigkeit zu atmen ab. Er soll luftdicht abschließen. Kork ist und bleibt aber auch ein Naturprodukt und ist daher nur schwer standardisierbar.
Und wäre da nicht das Problem mit dem Korkgeschmack, der mittlerweile bei ca. 5- 10 % der Korken auftritt und Jahr für Jahr große wirtschaftliche Schäden hervorruft, würde es die derzeitige, heftige Diskussion um Weinverschlussalternativen wahrscheinlich gar nicht geben. Schätzungen der EU-Kommission gehen von rund 500 Mio. EUR Schaden pro Jahr allein in Europa aus. Es gibt hierüber zwar keine genauen Statistiken, aber manche Einzelfälle zeigen, dass diese Zahlen nicht aus der Luft gegriffen sind: Ein fränkisches Weingut hatte allein 1999 einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von rund 150.000 EUR, weil 20.000 Flaschen Wein durch den Kork verdarben.
Hervorgerufen wird der Korkgeschmack von Mikroorganismen, die nach dem Schälen der Korkeichen während der Lagerung der Korkplatten in die zahlreichen Poren eindringen können. Dort produzieren sie Substanzen, die bei der anschießenden Sterilisation der Korken geschmacks¬aktiv werden. Eine Substanz, die für den Korkgeschmack verantwortlich ist, nennt sich z.B. Trichloranisol (TCA). Nur fünf ppt (Parts per Trillion = Teile in einer Billion Litern) reichen aus, um einen deutlich wahrnehmbaren Korkgeschmack zu produzieren. Das Problem ist für die deutschen Weißweine zudem noch gravierender als im Süden Europas, wo die kräftigen Rotweine dominieren. Denn bei unseren feinfruchtigen Tropfen macht sich der Korkgeschmack schon im Anfangsstadium bemerkbar, wo ihn der ungeübte Weinfreund gar nicht als solchen wahrnimmt. Die fruchtigen Weinaromen werden nämlich zunächst nur leicht von den dumpfen, muffigen Aromen überdeckt und der Wein zeigt nicht die Brillanz, die er normalerweise hätte.
Um dem Korkgeschmack zu begegnen, haben viele Winzer und auch die Korkindustrie selber Alternativen aus Kunststoff ins Angebot genommen. Sie sind eine preisgünstige Alternative viele Weine. Sie kosten den Winzer lediglich 4 12 Cent pro Stück wohingegen für die Naturkorken je nach Qualität zwischen 13 und 50 Cent bezahlt werden müssen Korkgeschmack nicht ausgeschlossen. In Deutschland ist mittlerweile etwa jede 8. Flasche mit eine Verschluss aus Kunststoff verschlossen. Es gibt inzwischen Synthetikprodukte, welche Weine bei entsprechender Lagerung ohne Probleme über 3 Jahre oder mehr konservieren können. Für die große Masse der Weine ist das ausreichend.
Doch gibt es bei Winzern seit einigen Jahren auch eine größere Bereitschaft auf Verschlussalternativen umzustellen, die die Weinflaschen vollkommen luftdicht abdichten. Dies beeinträchtigt die Reifung der Weine nicht. Wie diverse Versuche gezeigt haben, ist in den Flaschen noch ausreichend Sauerstoff vorhanden, der für die Reifung des Weines erforderlich ist.
Schrauverschluss International gefragt Schraubverschlüsse wurden lange Zeit vornehmlich für trinkfertige Weine insbesondere in Literflaschen eingesetzt. Sehr beliebt sind sie insbesondere in der Gastronomie, die zum Teil die Lieferung in Schraubverschlüssen fordert. Vorreiter innerhalb Deutschlands sind die Württemberger und mittlerweile auch die Franken. Dort gibt es mittlerweile rund 80 % aller Literflaschen mit Schraubverschluss. International legt der Schraubverschluss ebenfalls zu. Vorreiter sind hier Australien und Neuseeland. In England schreibt sogar der Handel seinen Lieferanten die Verwendung von Schraubverschlüssen vor, um der Korkgeschmack-Problematik zu begegnen. Mittlerweile setzen immer mehr renommierte deutsche Weingüter Drehverschlüsse ein. Besonders beliebt ist der Stelvin-Schraubverschluss. Er reicht wie eine Kapsel über den Flaschenhals und stellt durch eine Kopfprägung eine hochwertige Alternative zum Kork dar. Eine Saran-Zinn-Dichtung sorgt bei nur 19 Mikrometern Zwischenraum für sichere Dichtigkeit.
Vino-Lok Die neue Glasverschluss-Alternative Im Jahr 2004 hat die Firma Alcoa aus Worms, einer der größten Hersteller von Verschluss-Systemen und Verpackungsmaschinen für die Getränkeindustrie einen neuen Glas-Verschluss namens Vino-Lok entwickelt. Es ist ein Glasstopfen, der mit einem Silikonring für die Dichtigkeit und sicheren Halt in der Flaschenmündung sorgt und wiederverschließbar ist. Zur Sicherung des Glasstopfens und aus Gründen der Originalitätssicherung wurde eine Überkappe aus Aluminium in verschiedenen Farben entwickelt. Dieser Verschluss stößt in der Weinwirtschaft auf sehr großes Interesse und beim Verbraucher auf große Akzeptanz. Es werden bereits mehrere Millionen Flaschen damit verschlossen. Die Verschluss-Alternative Vino-Lok ist mit ca. 30 40 Cent nicht teurer als ein hochwertiger Naturkork.
StainlessCap Ein Kronkork für die Weinflasche Winzer Peter Querbach aus Oestrich-Winkel/Rheingau entwickelte vor einigen Jahren die sogenannte StainlessCap, ein mittlerweile patentiertes Flaschen¬ver¬schluss¬system, bei dem sich auf den ersten Blick nicht sichtbar unter der Kapsel am Flaschenhals ein Edelstahlkronkorken verbirgt. Einige Winzer, nicht nur aus dem Rheingau, gehören mittlerweile zu den Anwendern und auch die Spitzengastronomie bewertet diese Verschluss-Alternative positiv. Die Kosten für das Komplettverschlusssystem mit Flasche liegen bei ca. 55 Cent.
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