Zwischen Bouchon und Haute Cuisine
Die Stadt zwischen zwei Flüssen lockt mit reichlich Kultur, Unesco-geschütztem Zentrum und legendärer Kochkunst.
Von Uta Buhr
In der Rue de Mercière, der ehemals römischen Via Mercatoria, wimmelt es von Restaurants und Bistros. Im Bild: die "Brasserie de Lyon". Foto: Pasdzior
Mit einem fröhlichen "Bonjour" empfängt uns Monsieur Bonjour am Flughafen. Auf der Fahrt ins Zentrum stimmt uns der Mann, der tatsächlich so heißt wie die französische Begrüßung, ein auf eine der schönsten und interessantesten Städte Frankreichs. "Wissen Sie, an welchen Flüssen Lyon liegt", fragt unser Chauffeur. Na klar, an Rhone und Saone! "Richtig", sagt Bonjour. "Aber einen haben Sie vergessen: den Beaujolais. Der fließt rubinrot nur 50 Kilometer nordwestlich von Lyon."
Nach einer halben Stunde Fahrt, viel Stadtkunde inklusive, setzt er uns am Place Bellecour ab, wo Antoine de Saint-Exupéry, Flieger, Schriftsteller und Sohn dieser Stadt, mit seinem "Kleinen Prinzen" in Bronze gegossen steht. "Vergessen Sie nicht, all die guten Bistros und Restaurants aufzusuchen, die ich Ihnen genannt habe. Und empfehlen Sie mich. Ich mache auch große Stadtführungen."
In Lyon kommt man gut ohne Auto klar. Der öffentliche Nahverkehr ist lückenlos, und das Zentrum liegt übersichtlich auf der Presqu'île, einer knapp 800 Meter breiten Halbinsel zwischen Rhone und Saone, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.
Alles ist bequem zu Fuß zu erreichen. Wer die Straßen des Carré d'Or, des Goldenen Viertels jenseits der Place Bellecour, mit seinen schicken Designerboutiquen und angesagten Cafés durchstreift, stößt auf den Place des Jacobins. Ein Schlenker nach links führt in die Rue Mercière, die ehemalige römische Via Mercatoria. Neben einer Zeile prächtiger Häuser aus der Renaissance bietet diese Straße eine überwältigende Fülle guter Restaurants und Bistros. Das berühmte neoklassizistische Opernhaus von 1832 wurde Ende des letzten Jahrhunderts entkernt und gläsern überdacht.
Die Standseilbahn führt hinauf auf den "Gebetshügel". Vor mehr als 2000 Jahren bauten die Römer den Stützpunkt Lugdunum in die sanft ansteigenden Hänge hinein. Auf dem Gipfel erhebt sich die Basilika "Notre-Dame de Fourvière", ein monumentaler, überladener Bau aus den 1870er-Jahren. Die Lyoner nennen ihn ironisch "den weißen, auf dem Rücken liegenden Elefanten, der alle Viere gen Himmel reckt". Die Extremitäten sind schwarze Kreuze, gestiftet von France Télécom, die darin Antennen versteckt. "Wir sind halt pragmatische Leute", sagt unsere Führerin Anneliese Dagos. Zu unseren Füßen ruhen die Reste des römischen Amphitheaters, in dem einst 10 000 Besucher Platz hatten. Bei strahlendem Wetter wie heute kann man vom Fourvière-Hügel bis in die Schweiz und zum Mont Blanc blicken.
Prachtvolle, mit Wasserspeiern und Steinfiguren verzierte Häuser prägen Lyons Altstadt. Die romanische Kathédrale St. Jean ist eine der großen Sehenswürdigkeiten. "Vite, vite!" Madame Dagos drängt ein wenig, während sie uns durch die alten Gassen führt. Es gibt so viel zu sehen, und sie möchte uns noch die eine oder andere besonders elegante Wendeltreppe zeigen, bevor sie uns in ein "Bouchon" führt. Bouchon heißt eigentlich Korken, meint in Lyon aber urige Bistros, in denen authentische Lyoner Küche serviert wird: Kalbskopf, Schweinsfüße, Blutwurst, gekochte und gegrillte Innereien. Dazu wird ein "Communard", ein Apéritif aus Beaujolais und Crème de Cassis, gereicht.
"Ich mag diese schweren Gerichte eigentlich nicht", bekennt die Dame zu meiner Rechten. "Aber ich habe Besuch, und der will sich das nicht entgehen lassen. Ich dagegen schwärme für die feine Cuisine Lyonnaise. Sie kennen doch Paul Bocuse?"
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