Fichier de travail :

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Forme voulue :

    (Bedeutung(\w)*|Sinngehalt(\w)*|Fehl(ü|u)bersetzung(\w)*|Nonsens|zweideutig(\w)*)

Définition :

    Signification, ce que quelque chose veut dire.

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Zu meinem Vorgehen: Zunächst soll angefangen bei dem Begriff der P. anhand von grundlegenden Definitionen erläutert werden, was man unter den beiden Begriffen überhaupt versteht und inwiefern es unterschiedliche Ansätze insbesondere beim Homonymiebgriff gibt. Dabei habe ich mich entschieden mit der lexikalischen Mehrdeutigkeit der P. zu beginnen um den Weg von verwandten Bedeutungen zu klar getrennten Bedeutungen, wie sie bei H. vorliegen, gehen zu können. An die Begriffsklärungen schließt sich eine kurze Analyse der gegenseitigen Beziehungen zwischen H. und P. an, wo insbesondere die Frage im Vordergrund steht, wann von H. und wann von P. zu sprechen ist und ob es hier, wie zu vermuten ist zu ,,Grenzverkehr" kommt. Es geht dabei insbesondere darum, ob es möglich ist zu erkennen, wann ein Ausdruck mit zwei Bedeutungsvarianten als H. oder P. zu bezeichnen ist. Hierzu werden zwei wichtige Ansätze knapp erläutert.
Weiterhin, im dritten Teil der Arbeit, werden die beiden Phänomene wie sie in der Sprache auftreten (können), untersucht. Daraus ergibt sich dann eine kritische Diskussion über den vorher bereits abgehandelten und vor allem durch Ullmann (1969: 219ff.) geprägten Homonymiebegriff, zunächst geht es aber um die Rolle des sprachlichen Kontexts bei lexikalischer Mehrdeutigkeit. In einem weiteren Schritt wird dann untersucht, welche Rolle P. und H. bei den häufigen ,,jeux de mots" spielen, wie z. B. bei folgendem Kalauer: ,,Une poule rencontre une autre poule: ,,Tu viens, lui dit-elle, on va prendre un ver ?" In diesem Kapitel wurde besonders Wert darauf gelegt, aus der Literatur genügend anschauliche Beispiele zu finden, welche die Facetten dieser sprachlichen Erscheinungen auch abdecken.
Noch ein Wort zur Terminologie in dieser Arbeit: Der Begriff ,,Lexem" wird immer im Sinne von ,,Wort" gebraucht und mit ,,Ausdruck" meine ich eine unklassifizierte sprachliche Äußerung unbestimmter Länge, meistens ein Wort, während mit dem Begriff ,,Form" ebenfalls eine sprachliche Äußerung gemeint ist, der eine Bedeutung zugeordnet ist (analog zum amerikanischen Strukturalismus).

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2.1 Erklärung des Begriffs Polysemie
Der Terminus Polysemie, den M. Bréal in seinem 1897 veröffentlichten Werk ,,Essai de sémantique. Science des significations" in die Wissenschaftssprache einführte, bedeutet übersetzt « Mehrdeutigkeit » und zwar insofern, als ein einziges sprachliches Zeichen, also ein Ausdruck, zwei oder mehr Bedeutungen aufweist, welche etwas miteinander gemein haben und sich unter Umständen aus einer einzigen Grundbedeutung ableiten lassen (vgl. Bußmann 1990: 593). Übereinstimmend formuliert Georges Kleiber (1999 : 55) eine Definition so : « (i)Une pluralité de sens liée à une seule forme. (ii) Des sens qui ne paraissent pas totalement disjoints, mais se trouvent unis par tel ou tel rapport. » Dies kann eine erste Annäherung an den Begriff sein, und die Definition Bußmanns enthält auch zwei sehr wichtige Elemente, auf die auch andere Definitionen immer wieder rekurrieren. Zum einen ist es die Tatsache, dass die unterschiedlichen Bedeutungen des sprachlichen Zeichens auf ihrer
Inhaltsseite etwas miteinander zu tun haben müssen, man könnte sagen, sie müssen gemeinsame Seme aufweisen, Aspekte ihrer jeweiligen Bedeutung, die sich auf der Inhaltsseite aller dieser Ausdrücke wiederfinden. Das zweite Element ist das sogenannte etymologische Kriterium: Man spricht von Polysemie, wenn die verschiedenen Bedeutungen des Lexems sich von einer Grundbedeutung her ableiten lassen. Es wird also nach der etymologischen Wurzel der Bedeutungsvarianten (vgl. Bußmann 1990: 593) gesucht, meistens einem Ausdruck, nicht selten des Lateinischen, in dem alle unterschiedlichen Bedeutungen enthalten sind. In der umgekehrten Richtung geht man dann folglich davon aus, dass sich aus der einen Grundbedeutung mehrere Bedeutungsvarianten herausdifferenziert haben.

Ullmann ( 1969: 199ff.) beginnt seine Untersuchung zur Polysemie mit dem Hinweis, dass P. quasi als das Gegenteil von Synonomie anzusehen ist (vgl. Ullmann 1969: 199). Im Gegensatz zu Synonymie nämlich, wo zwei unterschiedliche Formen des Ausdrucks auf eine (annähernd) gleiche Bedeutung verweisen, existieren bei P. zwei Bedeutungen für lediglich einen Ausdruck. Diesen Standpunkt teilt auch Duchácek (1967 : 78) : « L′ homonymie ainsi que la polysémie représentent donc la pluralité de sens dans l′ unité de forme. Au contraire la synonymie est la preuve de l′ unité de sens dans la pluralité de forme. » Diese Sichtweise betont natürlich, so Ullman (1969: 199) an gleicher Stelle, den synchronen Standpunkt der Betrachtung. In einer diachronischen Perspektive entsteht P., wenn ein Wort im Laufe der Sprachgeschichte eine oder gar mehrere neue Bedeutungen erhält ohne seine ursprüngliche zu verlieren (vgl. Ullmann 1969: 199). Für Ullmann kommt diese Entwicklung einer
Rationalisierung der Sprache gleich, da so die bereits vorhandenen Wörter ihr (Bedeutungs-) Potential ausschöpfen, indem sie sich ausdifferenzieren und so für eine neue Bedeutung auf der Inhaltsseite kein neues sprachliches Zeichen auf der Ausdrucksseite gefunden werden muss (vgl. Ullmann 1969: 199). Für Ullmann gibt es polyseme Strukturen bei allen Wortarten, es muss sich lediglich um ein ,,mot autonome" handeln, ein Wort also, das alleine stehen kann (vgl. Ullmann 1969: 199). Ullmann stellt fest, dass es zwischen fast allen diesen Wortarten zu P. kommen kann, was er ,,polysémie syntaxique" (Ullmann 1969: 200) nennt.
Ullmann widmet sich ausführlich der Frage des Entstehens polysemer Strukturen in der Sprache und kommt zu dem Schluß, dass sich P. vor allem aus vier Quellen speist: Bedeutungsverschiebungen (,,glissements de sens"), übertragene Wortbedeutungen (,,les expressions figurées"), der sogenannten ,,etymologie populaire" und ausländischen Einflüssen (vgl. Ullmann 1969: 200). Um zu verstehen, wie es zu Bedeutungserweiterungen eines Wortes kommt, bzw. wie sich eine Bedeutung in mehrere Bedeutungsvarianten ausdifferenziert, muss man mit Ullmann von der Prämisse ausgehen, dass der sprachliche Kontext und der Ko-text, in dem eine Ausdruck verwendet wird, von entscheidender Bedeutung für die gemeinte Bedeutung dieses Ausdrucks ist. Je nach dem, in welcher Sprechsituation und in welchem Umfeld ein Wort verwendet wird, kennt es unterschiedliche Nuancen seiner Bedeutung (vgl. Ullmann 1969: 200). Außerdem ist zu beobachten, dass, je öfter ein bestimmter Ausdruck gebraucht wird, dieser
Ausdruck tendenziell mehr Bedeutungsvarianten entwickeln kann, da er ja in vielen verschiedenen sprachlichen und situationellen Umfeldern vorkommt. Ullmann : « La fréquence d´emploi va ici de pair avec le nombre des sens (...) » ( Ullmann 1969 : 201). Oft führt auch eine Ellipse, das Weglassen eines spezifischen Begleitwortes, mit welchem der Ausdruck, beispielsweise ,,opération", normalerweise in einer Bedeutung gebraucht wird, so zum Beispiel bei ,,une opération (militaire)" und ,,une opération (chirurgical)", zu seiner Einordnung als polysem. In diesem Fall besitzt ,,opération" das Potential einer hohen Verwendungsfrequenz in unterschiedlichen Kontexten, die aber jeweils seine aktuelle Bedeutung genau festlegen. Ullmann bezeichnet die Entstehung von P. durch Bedeutungsverschiebungen als einen langsamen und graduellen Prozess, über den sich die Sprechergemeinschaft auch nicht unbedingt bewusst wird. Anders geht es dagegen bei einem metaphorischen Gebrauch eines
sprachlichen Zeichens vonstatten. Ein bisher nur in einer bestimmten Bedeutung gebrauchter Ausdruck erhält eine übertragene Bedeutung, welche seine Einstufung als polysem rechtfertigt. Ullmann (1969: 202) spricht bei der Entstehung dieser Metaphern von einem spontanen, augenblicklichen Erkennen eines semantischen Zusammenhangs zwischen zwei Phänomenen der außersprachlichen Welt. Ullmann glaubt bei dem Wort ,,scène" ( partie de théâtre, ensemble des décors, lieu où se passe l´action, subdivision d´un acte, art dramatique) eine metaphorische Bedeutungserweiterung erkennen zu können (vgl. Ullmann 1969: 202).
Eine speziell bei Ullmann auftauchende Art der Entstehung von P. ist die von ihm so bezeichnete ,,étymologie populaire". Damit ist gemeint, dass im synchronen Sprachverständnis der Sprechergemeinschaft zwischen zwei gleichen sprachlichen Zeichen mit unterschiedlicher Bedeutung ein Zusammenhang oder eine Analogie zwischen den beiden Bedeutungen gesehen wird, so dass die beiden Wörter einander angenähert werden und am Ende im Bewusstsein der Sprechergemeinschaft schließlich ein einziges Wort entsteht, welches lediglich zwei unterschiedliche Bedeutungen besitzt. Ullmann (1969 : 202) : «(...) deux mots (...) peuvent être rapprochés l´un de l´autre par l´instinct étymologique, de sorte que il n´y a plus qu´un seul mot à deux acceptions diverses.» Bei diesem Prozess werden allerdings das etymologische Kriterium und die diachronischen Perspektive vernachlässigt und dafür dem synchronischen Sprachverständnis einer ausreichend großen Zahl von Sprechern entsprochen.
Eine große Erklärungskraft bei der Entstehung von P. besitzen auch sprachliche Einflüsse aus dem Ausland, welche auf das Französische eingewirkt haben und immer noch einwirken. So wurde beispielsweise die Bedeutung des französischen Ausdrucks ,,réaliser" (= verwirklichen) unter dem Einfluss des englischen Äquivalents ,,to realize" (= 1.verwirklichen und 2.verstehen) um dessen zweite Bedeutung erweitert. Ullmann (1969 : 203) : « Or, sous l´influence du terme anglais, le mot francais lui aussi a acquis graduellement cette signification. » Man kann hier von einer semantischen Entlehnung sprechen, wenn man ,,réaliser" im Sinne seiner zweiten Bedeutung gebraucht und nicht von einem Anglizismus, da die gemeinsamen Seme der beiden Bedeutungsvarianten leicht zu finden sind: Einmal wird das Umsetzen etwa eines Gedankens in die Realität bezeichnet, auf der anderen Seite das mentale Umsetzen bzw. geistige Verarbeiten einer sprachlichen Äußerung durch den Empfänger der
Nachricht. Beide Vorgänge können als Transposition von einer hypothetischen in eine reale Ebene betrachtet werden. Denn eine sprachliche Äußerung wird erst durch die Interaktion bei gegenseitigem Verstehen zwischen Sender und Empfänger sinnvoll, genau wie eine abstrakte Idee erst durch äußere Handlungen bedeutsam wird.
Ullmann ist der Überzeugung, dass viele Fälle von P. letztlich auf diese Art der semantischen Entlehnung zurückzuführen sind. Er gibt ihr dabei den Vorrang vor der Möglichkeit einer metaphorischen Bedeutungserweiterung: ,, (...) il est indispensable d´écarter d´abord la possibilité d´influences étrangères." ( Ullmann 1969: 206). Er gibt dafür an gleicher Stelle noch ein unerwartetes Beispiel an: Die Bedeutungsvariante des französischen Wortes ,,goût" als Geschmack im künstlerischen Sinne ist nach Meinung einiger Wissenschaftler nicht als eine metaphorische Übertragung der Ursprungsbedeutung (,,goût" = ,,Geschmack") zu bewerten sondern als das Resultat der semantischen Entlehnung des spanischen Wortes ,,gusto". In ähnlicher Weise funktioniert auch die Bedeutungserweiterung eines Wortes durch semantische Analogie. Auch hier erhält ein Ausdruck eine neue, abgeänderte Bedeutung, wenn er mit bestimmten Begleitwörtern zusammen verwendet wird. Ein Beispiel
hierfür ist die zweite Bedeutung ,,tête d´une personne" für viele Ausdrücke für Früchte wie etwa ,,pomme", ,,citrouille", ,,coco", ,,cassis", ,,coloquinte", ,,calebasse". Hier wurde irgendwann einmal einer dieser Ausdrücke in der Bedeutung ,,menschlicher Kopf" verwendet und analog dazu erhielten die Ausdrücke für weitere Fruchtsorten mit vergleichbarer Semstruktur in einen bestimmten Kontext die Zweitbedeutung ,,tête" (vgl. Ullmann 1969: 206). Generell hält Ullmann hierzu fest : ,,On voit donc qu′une des sources principales de la polysémie est l′ influence sémantique d′un mot ou d′ une série des mots associés (Ullmann 1969 : 207).
Für den tschechischen Sprachwissenschaftler Otto Duchácek steht fest, dass die Mehrheit der Wörter eine polyseme Struktur aufweist und ihre verschiedenen Bedeutungen durch Kontiguitäts- und Ähnlichkeitsrelationen miteinander verbunden sind. Für die Notwendigkeit der Existenz von P. im Wortschatz findet er eine orginelle Erklärung : « La principale raison de la naissence de sens nouveaux réside dans le fait que personne ne pourrait retenir autant de mots qu′il y a de choses, êtres, actions, sentiments, qualités, etc. » (Duchácek 1967 : 74f.). In seiner Analyse der Entstehung von P. unterscheidet sich Duchácek gelegentlich von Ullmann. Was Letzterer als ,,glissements de sens" bezeichnet, nennt Duchácek ,,transferts de sens" und erläutert sehr anschaulich die Bedeutungserweiterung des Wortes ,,toilette" von der Bezeichnung eines bestimmten Möbelstücks bis zu Bedeutungen wie sie heute gebräuchlich sind (vgl. Duchácek 1967: 75). Neu führt Duchácek die
sogenannte ,,polygénèse" als Quelle für P. an, d.h. die mehrfache Ableitung von ein und demselben Grundlexem mit einem identischen Suffix zu neuen Lexemen mit folglich identischer Form, aber verschiedenem Inhalt, so z. B. ,,gris-on" mit den Bedeutungen (1.) ,,homme aux cheveux gris", (2.) ,,moine" oder auch (3.) ,,âne" (vgl. Duchácek 1967: 76).

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Bei H. liegt ebenso wie bei P. ein Fall lexikalischer Mehrdeutigkeit vor, bei dem zwei Lexeme in ihrer Form übereinstimmen (Graphie und Lautung), sich aber in ihrer Bedeutung und meistens auch in ihrer etymologischen Herkunft unterscheiden. Im Unterschied zu P. haben die verschiedenen Bedeutungen der homonymen Ausdrücke nichts miteinander zu tun, es fehlen die gemeinsamen Seme. Deshalb handelt es sich um unterschiedliche Wörter und nicht um ein Wort mit mehreren Bedeutungen (vgl. Bußmann 1990: 314). Bußmann grenzt H. von bloßer Homophonie, also einer Klangübereinstimmung ab, da hier nur die Lautung von zwei oder mehr Ausdrücken identisch sei, nicht aber die Schreibung, wie auch Homographie lediglich das Kriterium des gleichen Schriftbilds bei unterschiedlicher Aussprache und Bedeutung aufweist (vgl. Bußmann 1990: 313ff.). Ullmann legt einen etwas weiter gefassten Homonymiebegriff zugrunde, denn für ihn sind auch gleich klingende Ausdrücke Homonyme, stellt er doch
fest: ,,L′homonymie constitue en effet la négation en principe des oppositions phonologiques" (Ullmann 1969: 225). Auch er beginnt seine Ausführungen mit der Definition, H. sei ein Phänomen, bei dem zwei Wörter (die folglich auch eine unterschiedliche Bedeutung haben) eine gleiche Form aufweisen (vgl. Ullmann 1969: 319). Deshalb bezeichnet Ullmann (1969: 324) Homonymie auch als Anomalie der Sprache: ,,L′homonymie n′est en comparaison (avec la P., P.M.) qu′un accident et une anomalie". H. entsteht nach Ullmann vorrangig dadurch, dass zwei Ausdrücke im Laufe der Sprachgeschichte zufällig eine gleiche lautliche Entwicklung nehmen, wie im Fall der beiden ,,louer". ,,Louer" i.S. von ,,leihen, mieten" entwickelte sich aus dem lateinischen « locare », « louer » in der Bedeutung von ,,loben" aus dem lateinischen Basislexem ,,laudare". Die Tatsache, dass Ullmann (1967: 319f.) hier auch Beispiele wie ,,vert" (aus dem lat. veridis), ,,verre" (aus dem lat. vitrum) und
,,ver" (aus dem lat. vermis) sowie ,,vers" (aus dem lat. versus) anführt, die lediglich homophon sind zeigt, dass er H. nicht so eng wie Bußmann eingrenzt. Ullmann stellt klar, dass H. ein synchronisches Phänomen ist und immer zu einem bestimmten Zeitpunkt der Sprachgeschichte über H. in der Sprache entschieden werden muss. Es besteht nämlich häufig die Möglichkeit, dass sich ein Wort mit zwei unterschiedlichen aber verwandten Bedeutungsvarianten schließlich im Laufe der Zeit in zwei Wörter scheidet, zwischen denen die Sprechergemeinschaft keinen semantischer Zusammenhang mehr erkennt. Ein solches Beispiel sind etwa die Lexeme ,,voler" (1.= fliegen) und ,,voler" (2.= stehlen), wo sich ,,voler" i.S. von ,,stehlen" im 16 Jh. zunächst als Metapher aus seinem heutigen Homonym entwickelt haben soll, da bei der Jagd ein abgerichteter fliegender Raubvogel eine Beute er-fliegt (= raubt) (vgl. Ullmann 1969: 221). Klingt diese Entwicklung in diachronischer Sicht durchaus
plausibel, so ist sie aber im synchronischen Sprachbewusstsein nicht mehr verankert und deshalb gelten auch die beiden ,,voler" als H. Deswegen räumt Ullmann auch dem synchronischen Standpunkt ein weit größeres Gewicht ein als dem diachronischen: ,,Au point de vue synchronique, le seul qui soit applicable à la délimitation d′unités linguistiques, l′homonymie des deux voler se trouve absolument sur le même pied que celle des deux louer" (Ullmann 1969: 222). Im Falle von ,,pupille" hat die Scheidung der beiden Wortbedeutungen sogar schon im Lateinischen stattgefunden, denn schon dort hatte ,,pupilla" die beiden unterschiedlichen Bedeutungen ,,jeune fille" und im metaphorischen Gebrauch ,,la prunelle (de l′oeil)". Im Französischen wurden aus diesen beiden Bedeutungsvarianten zwei unterschiedliche Wörter ,,pupille" mit den Bedeutungen ,,orphelin mineur" und ,,prunelle" (vgl. Ullmann 1969: 222). Ein weiteres Beispiel für H. zwischen Ausdrücken, die vom synchronischen
Standpunkt aus gerechtfertigt erscheint trotz einer gemeinsamen etymologischen Wurzel, ist der Fall der beiden Lexeme ,,grève". Sie haben die aktuellen Bedeutungen ,,cesse de travail" und ,,plage de sable". Im normalen Sprachbewusstsein eines Sprechers ist hier kein Zusammenhang mehr spürbar und dennoch haben sich die beiden Lexeme aus der selben Wurzel entwickelt, nämlich dem Eigennamen ,,Place de Grève" in Paris, der seinen Namen dem Sandstrand des Seineufers verdankt und wo sich im 19 Jh. streikende Arbeiter trafen. Daher wurde ,,grève" eine Metapher für ,,cesse de travail", womit die neue Bedeutung geboren war (vgl. Ullmann 1969: 223). Die Einstufung als Homonyme ist immer dann gerechtfertigt, wenn ,,(...)un véritable fossé s′est creusé entre les deux acceptions"( Ullmann 1969: 223), und folglich keine semantische Beziehung mehr besteht. Eben dies ist auch der Grund, warum man von zwei Wörtern ,,faculté" (1.,,puissance, droit" und 2. ,,corps de professeurs")
oder « collation » (1. « repas » und 2. « comparaison ») spricht (vgl. Ullmann 1969: 223).
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Zwischen H. und P. gibt es in der sich ständig weiter entwickelnden Sprache natürlich einen regen ,,Grenzverkehr", der aber tendenziell eher in die Richtung der H. geht, wenngleich auch Gegenbeispiele existieren. So sieht es auch Ullmann (1969 : 222) : « Il paraît, toutefois, que l′évolution polysémie > homonymie est plus fréquent que sa contre partie. » Meistens handelt es sich beim Prozess der Homonymenbildung aus Polysemen um einen psychologischen, bei dem zunehmend kein semantischer Zusammenhang zwischen den Wortbedeutungen mehr gesehen werden kann. Dazu wiederum Ullmann (1969 : 222f.) : « En dernière analyse, c′est là une question de motivation sémantique ; et, comme toute motivation, c′est un facteur infiable et subjectif. » Es ist schwierig, auch für die Lexikographie, die letztlich mit dem Problem konfrontiert ist, hier objektiv und nachvollziebar zu urteilen, denn es kommt auch auf die sprachlichen Kenntnisse des Sprachbenutzers an, wie Ullmann
(1969: 223) bestätigt: ,,Les réaction des usagers varieront souvent selon leurs connaissances et leur conscience linguistique." Dennoch gibt es Versuche eine Systematik zu finden, die entscheidbar macht, ob man von P. oder H. sprechen muss. So argumentiert Geckeler (1976: 104ff.), dass man bei H. zu jeder Basis eine andere Ableitungsreihe für Adjektive finden kann. So z.B. bei den vier homonymen Lexemen ,,terre", von denen die Adjektive ,,terreux" und ,,terrestre" abgeleitet werden. Geckeler zeigt, dass die von den verschiedenen Bedeutungen abgeleiteten Adjektive auch jeweils andere Antonyme besitzen. So ist zum Beispiel ,,mer" das Antonym zu ,,terre" in der Bedeutung ,,Festland", in der Bedeutung ,,Erde" gibt Geckeler die Antonyme ,,Venus" oder ,,Mars" an, was angreifbar ist, da dies auch Planeten sind und keine großen semantischen Unterschiede zu ,,terre = Erde" aufweisen. Allerdings besteht zwischen ihnen meistens die paradigmatische Beziehung der Inkompatibilität, da
sie so etwas wie Ko-Hyponyme darstellen. Damit wären wir beim zweiten Versuch angelangt, P. und H. zu unterscheiden: Wenn es sich um zwei unterschiedliche Lexeme handelt, müssen sie in unterschiedlichen Wortfeldern funktionieren. So sieht Geckeler (1976: 105) auch zwei getrennte Lexeme ,,coeur = Herz als Organ" und ,,coeur = Sitz der Gefühle", von welchen auch die unterschiedlichen Adjektive ,,cardiaque" und ,,cordial" abgeleitet werden. Auch hier bleibt diese Einschätzung zwar insofern begründet, als die Bedeutungsvarianten in der Tat relativ weit entfernt sind, aber der semantische Zusammenhang ist doch bei beiden Beispielen der Mehrheit der Sprechergemeinschaft noch sehr präsent, weshalb zum Beispiel die Lexikographen von ,,Robert" sowohl ,,terre" als auch ,,coeur" als P. mit nur einem Eintrag und natürlich mehreren Bedeutungsvarianten auflisten. Im Gegensatz dazu sehen die Lexikographen bei der Form ,,rame" drei getrennte Wörter und analog dazu besteht dann auch H.
zwischen ,,ramer" in der Bedeutung ,,rudern" und ,,ramer" in der Bedeutung ,,stützen". Scheinbar spielt hier vor allem die etymologische Wurzel eine Rolle.
Ein anderes Verfahren um den Unterschied zwischen H. und P. zu präzisieren besteht darin, eine Art Kontextprobe durchzuführen, indem man nur dann von P. spricht, wenn man ein mehrdeutiges Lexem durch ein Pronomen im selben Kontext ersetzen kann, so dass jeweils eine der beide Bedeutungsvarianten gemeint ist, und der Sinn des Satzes verständlich bleibt (vgl. Duchácek 1967: 82). Ein Beispiel : « Ma raison me dit que je n′ai pas une seule. » Dieser Satz ist paradox aber verständlich. Hingegen ist der Satz : ,,On informera la police si vous ne la signez pas", nicht verständlich. Dieser Ansatz scheint eher weiterzuhelfen als vorher genannte Kriterien.

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3.1 Mehrdeutigkeit und Kontext
P. ist im Französischen ist ein häufiges Phänomen. Theoretisch könnten polyseme Strukturen und Homonymie in der Sprache ein erhebliches Störpotential für die Verständigung entfalten, da ja der Empfänger einer Nachricht bei lexikalischer Mehrdeutigkeit bzw. Formengleichheit sich nie sicher sein kann, welche der in Frage kommenden Bedeutungen der Sender meint. Körner (1977: 29) stellt fest, dass ,,bei der Verwendung eines bestimmten Zeichens der Hörer Homonymie und der Sprecher Polysemie zu überwinden haben." Inwiefern dies gelingt, soll in der folgenden Analyse deutlich werden. Das wichtigste Kriterium zur Vermeidung von Missverständnissen, die auf P. oder H. beruhen, ist der sprachliche Kontext, in dem das Wort steht. Ullmann (1969 : 207) « C′est, on l′ a vu, le contexte qui obvie normalement à toute possibilité d′ univoque. » Ein Beispiel : « défendre une chose » kann sowohl bedeuten etwas zu verbieten als auch es zu rechtfertigen. Dennoch wird es hier
kaum zu Missverständnissen kommen, da die beiden Bedeutungsvarianten in ganz unterschiedlichen Kontexten auftauchen werden. Aufgrund von Beispielen wie diesen kommt Ullmann zum Schluss, dass die Existenz von P. die semantische Autonomie eines Lexems begrenzt und die Rolle seines Kontextes aufwertet (vgl. Ullmann 1969: 208). In die gleiche Kerbe schlägt Kleiber (1999 : 67) : « Les sens polysémiques, tout comme le sens des unités monosémique (s′ il en existe), sont donc appréhendés comme des interprétations construites en interaction avec les autres unités du co-texte et la situation de l′ énonciation. » Hier wird klar, dass es nicht hilfreich ist, von der einzelnen Wortbedeutung auszugehen, sondern immer von der spezifischen Bedeutung eines Lexems in seinem bestimmten sprachlich-situationellem Umfeld.

Bei P. zwischen Adjektiven hat im Französischen die Wortstellung eine entscheidende Bedeutung zum korrekten Verständnis erhalten. Bei den folgenden Syntagmen ,,un grand homme" und ,,un homme grand" legt die Stellung des Adjektivs ,,grand,e" fest, ob ein körperlich großer Mann gemeint ist oder ein bedeutender. Dieses Paradigma lässt sich auch bei vielen anderen Adjektiven des Französischen beobachten, ein hervorragendes Beispiel ist auch der Fall des Wortes ,,sacré,e", das je nach Wortstellung ,,heilig", ,,selig" oder etwa ,,verflixt" heißen kann. Die sprachliche Konvention hat ergeben, dass dieses Wort im religiösen Sinne nur noch nachgestellt verwendet wird (vgl. Ullmann 1969: 215). So fällt auch das richtige Verstehen des Polysems ,,état" durch seine verschiedenen Begleiter leicht: Die Bedeutungen ,,Son état d′âme est mauvais" und ,,L′ État francais réagit" können für den Empfänger, der über ein normales Maß an `Weltwissen´ verfügt, eigentlich nicht
verwechselt werden. Deshalb ist auch Duchácek (1967 : 76) zuzustimmen, wenn er sagt : « La polysémie n′ est que rarement gênante parce que les mots sont généralement polysémique seulement en étant isolés, mais deviennent unisémique dans le contexte. »
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3.2 Kritische Anmerkungen zu verschiedenen Homonymiebegriffen
Bei Homonymen sind Missverständnisse, wie Ullmann sagt ,,pathologische Fälle", noch seltener zu erwarten als bei P., denn, so Ullmann: « Beaucoup d′ homonymes n′ existent que dans le mémoire et dans le dictionnaire. Des mots appartenant à des catégories syntaxiques diverses n′ ont pas la même valeur grammaticale dans la chêne parlée. » In der Tat wird sich der Sprecher oder Empfänger einer Nachricht meistens gar nicht darüber bewusst, dass ein richtig verstandenes Wort ein H. eines anderen Wortes ist, insbesondere dann nicht, wenn es sich um verschiedene Wortklassen handelt. Zwischen ,,vers" als Präposition und dem Substantiv ,,le ver" wird man sich der Homonymie nicht bewusst, da sie verschiedenen Bedeutungsbereichen angehören. Im Falle ,,vers" - ,,ver" kann mit einigem Recht das Schriftbild als Unterscheidungsgrundlage gelten. Heger (1963: 474f) bemerkt hierzu: ,,(...) bietet hier nicht die Graphie ein formales Mittel, auf das zur Differenzierung
zurückgegriffen werden kann und das jedermann auch beim Sprechen präsent ist?" Allgemein lässt sich mit Körner (1977: 30f) sagen: ,,Gestaltliche Übereinstimmungen werden demnach dann nicht als solche empfunden, wenn sie nicht mit partiellen Bedeutungsübereinstimmungen, d.h. Bedeutungsähnlichkeiten korrelieren." Körner bestreitet sogar im Prinzip die Homonymie-Konzeption Ullmanns, da er bei gegebener Homophonie nicht automatisch von identischer Gestalt spricht. Man könne nur von einer gleichen Form von zwei oder mehr Ausdrücken sprechen, wenn ,,die Sprachbenutzer sich einer gestaltlichen Übereinstimmung bewusst sind oder durch eine Gestalt an eine andere erinnert werden." (Körner 1977: 31). Eine bloße Homophonie wie etwa bei vert -ver - vers - verre oder auch bei Maure - mort - (il) mord - mors gelten bei Körner nur als ,,linguistisch irrelevante Klangübereinstimmungen" ( Körner 1977: 31). Tatsächlich spricht einiges dafür, dass der Sprecher über ein
ausgeprägtes Formenbewusstsein verfügt, welches bei der Kommunikation im Hintergrund immer präsent ist. Das bestreitet auch Ullmann (1969 : 226) nicht, wenn er anmerkt : ,,L′ Image visuelle du mot est solidaire à son image phonique. Grace à elle, les termes sain - saint - sein - seing - cinq (garcons) - (il) ceint et d′innombrables autres homonymes semblables retiennent une identité distincte sur le plan mémoriel. » Diese Aussage Ullmanns kommt allerdings einer Contradictio in Adiecto gleich, denn die genannten Beispiele sind genau aus dem von Ullmann selbst beschriebenen Grund im Sprecherbewusstsein eben keine Homonyme, sondern lediglich homophon, da dem Sprecher die graphischen und grammatikalischen Unterschiede dieser Lexeme ständig bewusst sind und er weiß, dass er sie auf der syntagmatischen Ebene kombinieren könnte, niemals aber auf der paradigmatischen Ebene austauschen dürfte (Homonymie zwischen personaler Verbform und Zahlwort??). Zum Beispiel ist das
Wissen um die spezifische Zugehörigkeit der Präposition ,,vers" zu einer bestimmten Formreihe, also auch zu einem ,,formal charakterisierbaren Paradigma" (Körner 1977: 34) oder das Bewusstsein über die Existenz formaler Regelmäßigkeiten in einem bestimmten Ko-text Sprecher und Empfänger ständig präsent. Aus diesem Grund macht auch ein Satz wie ,,L′affaire ne fait pas un pas" keinerlei Probleme, da der Sprecher den Verneinungspartikel ,,pas" auch in unmittelbarer Nähe zu seinem Homophon ,,le pas" sofort als Teil des Paradigmas ,,ne...pas" identifiziert. Körner (1977: 34) nimmt weiterhin an, ,,dass beim französischen Sprachbenutzer der Speicherung der männlichen oder weiblichen Bedeutung eine Speicherung der Gebundenheit des jeweiligen Substantivs an eine bestimmte Artikelform nicht erst nachfolgt, sondern wenigstens korreliert." So sollte also kein Missverständnis bei einem Paradigma wie ,,le foi" - ,,la foi" möglich sein. Dennoch führt Ullmann ein Gegenbeispiel
an: Das Syntagma ,,une crise de foi" birgt Ambiguität, da hier das ko-textuelle Umfeld zweideutig ist.

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Stilistisch wird P. gelegentlich ausgenutzt um bewusst eine Zweideutigkeit herbeizuführen. So kann sich der Empfänger des Satzes ,, Je viens pour votre bien" nicht sicher sein, ob wirklich sein moralisches Wohlergehen gemeint ist oder vielleicht doch seine materiellen Güter. P. findet sich nicht selten in moralischen Weisheiten oder Aphorismen wieder, wie auch bei Duchàcek nachzulesen ist (1967 : 78) : « (..) ceux (les calembours, P.M.) qui s′appuient sur la polysémie sont souvent des mots spirituels, parfois mêmes des maximes qu′on aime à citer à l′occasion : Le coeur a des raisons que la raison ne connaît pas. (Pascal) » Bei dieser Lebensweisheit, die allgemein verständlich ist, wird auf die beiden Bedeutungsvarianten des Ausdrucks ,,la raison" zurückgegriffen. Dabei braucht das polyseme Lexem gar nicht in seinen beiden Bedeutungen genannt zu werden: ,,Messieurs les gens de police, laissez donc les poètes! Ils ne vous regardent pas - dans les deux sens du
mot (Verlaine). » Hier bedient sich der Dichter beider Bedeutungsvarianten von « regarder » ; zunächst bedeutet « regarder » soviel wie « betrachten, anschauen », doch durch eine kontinuierliche Bedeutungsverschiebung (glissement de sens) erlangte es - möglicherweise auch unter dem Eindruck einer semantischen Entlehnung (un calque sémantique) vom englischen ,,to regard" - die abgewandelte Zweitbedeutung ,,betreffen, angehen". Nur wenn man sich dies vor Augen führt, kann man den subtilen Sinn von Verlaines Ausspruch verstehen.

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hier wieder um eine bloße Klangübereinstimmung handelt. Auch Duchácek selbst spricht nur von einer ,,identité acoustique" (1967: 72). Es ist im Französischen aufgrund der Uniformität seiner Silben (vgl. Ullmann 1969: 220) auch leicht möglich, dass eine Gruppe von Wörtern genau gleich klingt wie eine anderes Wort, so z. B. ,,Quand on se promène au soleil, on est exposé au plus grand désastre (des astres)" In diesem Fall klingt ein Substantiv genau wie ein anderes mit seiner Präposition. Auch ein Gleichklang einer Gruppe von Wörtern ist denkbar: ,,Les maris soupconneux sont des jaloux (déja loups)." Es gibt Wortspiele, die sowohl H. als auch P. vereinen und von einiger Komplexität sind: ,,Pourquoi dit on feu un tel alors qu′ il est éteint?" Zunächst wird die H. zwischen ,,le feu" und ,,feu,e" (= kürzlich verstorben) als Adjektiv ausgenutzt, und gleichzeitig die polyseme Struktur des Adjektivs ,,éteint,e", das im Bezug auf Feuer soviel wie ,,erloschen", im Bezug
auf Tote aber auch in einer anderen Bedeutungsnuance ,,vergessen" bedeuten kann (Beispiele aus Duchàcek 1967: 73).

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Nachdem die Begriffe P. und H. in ihren verschiedenen Facetten und Konzeptionen geklärt worden sind und danach auf der praktischen Seite die Virulenz der beiden Phänomene in der Sprache untersucht worden ist, will ich zum Ende der Ausführungen noch einmal betonen, dass es sich hier um zwei sehr eng verwandte Phänomene handelt, auch wenn im Verlaufe der Arbeit der Versuch unternommen worden ist, beide voneinander abzugrenzen. Körner spricht sogar davon, dass P. als eine Spezialform von H., quasi als eine Unterkategorie, zu verstehen sei, weil jeweils die Fähigkeit des Sprechers gefordert sei, mehrere Bedeutungen auf der Inhaltsseite von einer einzigen Form auf der Ausdrucksseite zu trennen (vgl. Körner 1977: 28). Meistens werden aber P. und H. getrennt behandelt und dennoch steht ihre große Gemeinsamkeit unbestritten im Vordergrund: « L′homonymie ainsi que la polysémie représentent donc la pluralité de sens dans l′unité de forme » (Duchácek 1967 : 78). Gerade
diese Gemeinsamkeit führt ja dazu, dass diese beiden Formen lexikalischer Mehrdeutigkeit ähnliche Auswirkungen auf die Form - Inhaltsrelationen der sprachlichen Zeichen haben. Allerdings, so hat meine Untersuchung ergeben, führen die allermeisten Fälle dieser Mehrdeutigkeit nicht zu Problemen für die Kommunikation zwischen Sprecher und Empfänger. Der wichtigste Faktor, der verhindert, dass H. und P. in der zum Verständigungsproblemen führen, ist die große Bedeutung des sprachlichen Kontextes, in dem die Wörter stehen. Dazu Ullmann (1969 : 208) : ,,Exposé aux risques de l′ambiguité, le mot francais ne se laisse interpréter souvent que par rapport à son entourage. » Erst wenn die sprachliche Umgebung nicht mehr weiterhilft, muss die Sprache reagieren und eines der Lexeme gegebenenfalls durch ein Synonym ersetzen, oder etwa auf Basis der Graphie verbindliche Ausspracheregeln finden, die dann darauf abzielen, die Homophonie zu beseitigen. Auch bei diesen ,,Reaktionen"
treffen wir wieder auf Gemeinsamkeiten : « Nous avons vu qu′on se sert de certains procédés analogues pour remédier aux inconvéniants de l′homonymie et de polysémie. » (Duchácek 1967 : 78).

Nicht zuletzt die weiter oben dargestellten Entwicklungen von Homonymie zu Polysemie, vor allem aber die gegenläufige von P. hin zur H. zeigen, wie durchlässig die Grenzen zwischen diesen Arten der lexikalischen Mehrdeutigkeit sind. ,,Nous avons pu constater la polysémisation des homonymes et, dans une optique beaucoup plus large, l′homonymisation de divers mots polysémiques ce qui prouve la parenté sémantique et la connexité entre l′homonymie et la polysémie, étant donné que les limites entre ces deux phénomènes ne sont pas infranchissable mais flottantes et vagues (...). » (Duchácek 1967 : 78). Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das bei Duchácek (1967: 78f.) an gleicher Stelle erwähnte Lexem ,,timbre", dessen verschiedene Bedeutungen sich so stark differenziert haben (von ,,Klingel" bis ,,Briefmarke"), dass man aus synchronischer Sicht nicht mehr von P. sprechen kann, allerdings kennt das Lexem nur eine einzige etymologische Wurzel. Ein weiteres
Ergebnis meiner Arbeit ist, dass es offensichtlich sehr schwer fällt, intersubjektiv nachvollziehbar zu klären, ob nun ein bestimmter Fall lexikalischer Mehrdeutigkeit dem Phänomen der H. oder der P. zuzuordnen ist.
Große Fruchtbarkeit, wie oben gezeigt, besitzen beide Phänomene für Wortspiele und Sprichwörter. Dabei ermöglicht P. meist etwas subtilere Pointen als Homonymie, welche sich besser für sogenannte Kalauer eignet. Je ein letztes Beispiel : « Tu es au courant de ce qui est arrivé à la gare ? -Non ? Un train ! » Hier wird auf die P. des Verbs « arriver » abgestellt, der Scherz kann aber nur funktionieren, weil mit der Bedeutung ,,ankommen" in diesem Moment keiner rechnet, jeder würde sofort an die übertragene Bedeutung ,,passieren, geschehen" denken. Hingegen wird bei dem folgenden Wortwechsel « Garcon, mettez-moi cette boisson au frais. - Aux frais de qui, monsieur ? » die Homophonie der beiden Wortgruppen « au frais » i.S. von ,,kühl" und ,,aux frais de" i.S. von ,,auf Kosten von" ausgenutzt.