„Wir träumen schon vom Titel“, gestand der Fußball-Trainer Erik Gerets des Tabellenführers VfL Wolfsburg für einen Moment, ehe ihn der Realitätssinn aus dem Reich der Träume riss: „Aber wir wissen, dass wir nicht gut genug sind, um deutscher Meister zu werden.“
: Wolfsburg auf Platz eins: Träume und Realitätssinn
dpa WOLFSBURG. "Wir träumen schon vom Titel", gestand der Fußball-Trainer Erik Gerets des Tabellenführers VfL Wolfsburg für einen Moment, ehe ihn der Realitätssinn aus dem Reich der Träume riss: "Aber wir wissen, dass wir nicht gut genug sind, um deutscher Meister zu werden."
Immerhin nutzte die Mannschaft der Stunde beim 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach die Gunst der Stunde. Mit dem sechsten Sieg im siebten Saisonspiel und dem fünften Erfolg hintereinander festigten die Wolfsburger vor 26 726 Zuschauern in der erneut nicht ausverkauften Volkswagen-Arena Platz eins. Damit bleibt die Stadt der Autobauer auch in den kommenden zwei Wochen die Stadt des Spitzenreiters. Und im nächsten Auswärtsspiel beim Nachbarn Hannover 96 ist ein erneuter Sieg keine Utopie.
"Das ist geil", sagte Mannschaftskapitän Stefan Schnoor beim Blick auf die Tabelle. "Wir freuen uns über jeden Spieltag, den wir oben stehen können. Wir schätzen das aber realistisch ein." Auch Nationalspieler Thomas Brdaric wollte vom möglichen Titelgewinn nichts hören: "Da fehlt uns noch Einiges." Der glücklose Stürmer wartet weiterhin auf sein erstes Heimtor und wurde ausgewechselt. Dafür trafen Mittelfeldstar Andres D'Alessandro (13.) und Schnoor (43.) für den VfL. Oliver Neuville (16.) gelang mit seinem sechsten Saisontor der zwischenzeitliche Gladbacher Ausgleich.
Trotz ihres Höhenfluges heben die Niedersachsen nicht ab. Einige Fans sind zwar schon in Sorge wegen des nicht vorhandenen Rathaus-Balkons für die Meisterfeier. Doch von einem meisterlichen Auftritt konnte wie in der Vorwoche beim 2:1 gegen Kaiserslautern nicht die Rede sein. "Die Gladbacher waren fußballerisch sogar die bessere Mannschaft. Wir haben aber kämpferisch dagegen gehalten. Auch D'Alessandro hat in der zweiten Halbzeit für die Defensive gearbeitet. Das hat mich positiv überrascht", sagte Gerets.
Der argentinische Regisseur machte den Unterschied der beiden ebenbürtigen Teams aus. "Seine Ballbehandlung ist eine Augenweide", lobte Gladbachs Mittelfeldspieler Thomas Broich seinen Berufskollegen D'Alessandro. Trainer Gerets wollte den vielbeschäftigten Olympiasieger eigentlich nach 55 Minuten auswechseln. "Er machte mir einen etwas müden Eindruck. Als ich ihm das in der Pause sagte, war er sauer und hat sich deutlich gesteigert", berichtete der VfL-Coach.
Sein Gladbacher Kollege Holger Fach verteilte trotz der "bitteren Niederlage" Komplimente an seine Spieler. Die brachten durch ihre Harmlosigkeit im Angriff den Trainer aber in die Bredouille. Die Borussia steckt schon wieder im Abstiegskampf. "Wir sind unter Druck geraten. Ich weiß, dass wir in den beiden nächsten Heimspielen punkten müssen. Doch davor ist mir nicht bange", sagte Fach.