Medizin-Sensation MHH-Ärzte entfernen Niere durch Bauchnabel
Mit einer revolutionären Operationsmethode haben MHH-Urologen gestern eine komplette Niere durch den Bauchnabel entfernt – der erste Eingriff dieser Art in Deutschland.
Chronologie einer medizinischen Sensation.
8.30 Uhr: Der Patient (68) wird seitlich auf dem OP-Tisch gelagert, in Narkose versetzt. In seiner rechten Niere wuchert ein Krebsgeschwür – das Organ muss komplett entfernt werden.
Früher ein komplizierter Eingriff: Der Chirurg musste sich durch einen klaffenden, 20 cm langen Flankenschnitt vorarbeiten. Wichtige Nerven drohten durchtrennt zu werden. Selbst bei der moderneren Schlüsselloch-Methode“ (minimal-invasiv) waren immer noch drei OP-Zugänge notwendig.
Jetzt macht Oberarzt Dr. Thomas Herrmann (37) nur noch einen kleinen Schnitt in der Bauchnabelfalte, pumpt mit einer Nadel Luft in den Bauch – Platz für die Instrumente. Dann führt er durch kleine Plastikhülsen seine „Mini-Werkzeuge“ ein: Kamera, Schere, Zange.
9.20 Uhr: Der Eingriff beginnt: Mit der Schere wird der Dickdarm „abgehängt“, der Harnleiter freigelegt, mit kleinen „Wäscheklammern“ die Gefäße abgeklemmt. Dann greift der Chirurg zum Ultraschall-Skalpell, trennt die Niere raus.
Kleine weiße Rauchwölkchen steigen auf – bei jedem Schnitt werden gleichzeitig die Blutgefäße elektronisch verschweißt.
Um 11.11 Uhr der große Moment: Noch in der Bauchhöhle „verpackt“ Dr. Herrmann das kranke Organ in ein Plastiksäckchen, zieht es wie einen Korken durch den Nabel nach draußen. „Die Hülle ist nötig, damit keine Tumorzellen gestreut werden“, erklärt er .
Fünf Jahre hatte der MHH-Urologe die schonende OP-Methode entwickelt – mit Fachkollegen aus Übersee. Künftig soll sie auch bei Gallen- und Gebärmutter-Entfernungen angewendet werden. „Therapien müssen die Patienten voranbringen, nicht uns Ärzte“ sagt Dr. Herrmann bescheiden. „Das ist unser Ziel.“
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