Mainz Zwei Säuglinge sterben durch verunreinigte Infusion

In der Mainzer Uniklinik haben Kinder mit Bakterien verschmutzte Infusionen bekommen. Zwei Säuglinge starben, fünf weitere Kinder befinden sich in kritischem Zustand.

Ein Baby auf der Kinder-Intensivstation der Mainzer Universitätsklinik (Archivfoto von 2005)

Ein Baby auf der Kinder-Intensivstation der Mainzer Universitätsklinik (Archivfoto von 2005)

Nach der Versorgung mit einer verunreinigten Infusion sind in der Mainzer Universitätsklinik zwei Säuglinge gestorben. Neun weitere Kinder hatten die durch Bakterien verunreinigte Infusionslösung ebenfalls bekommen, wie die Universitätsmedizin Mainz mitteilte. Fünf von ihnen befanden sich am Sonntag in kritischem Zustand, bei zwei Kindern sei dieser "sogar sehr kritisch", sagte der Oberarzt der Kinderintensivstation Ralf-Gunter Huth. Die Ärzte fürchten, dass diese beiden nicht überleben könnten: "Dort befürchten wir Schlimmes", sagte Huth. Bei der Infusion handelte es sich den Angaben zufolge um Ernährungslösungen. Diese werden aus Komponenten externer Hersteller in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz für jeden Patienten individuell hergestellt, wie es weiter hieß.

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Die beiden am Samstag gestorbenen Säuglinge befanden sich wegen Herzfehlern auf der Intensivstation, als sie die Infusionslösungen erhielten. Die Infusionslösungen waren durch Enterobacter-Bakterien verunreinigt, sagte Huth. Noch sei unklar, um welche der 14 Unterarten des Bakteriums es sich handele. Enterobacter-Arten kommen vor allem im menschlichen Darm vor. Es gelte als wahrscheinlich, dass die Flüssignahrung bei der Herstellung in der Uniklinik verunreinigt wurde. Die Säuglinge, die gestorben sind, waren zwei und acht Monate alt. Bei dem zwei Monate alten Baby handelte es sich um eine Frühgeburt.

"Wir sind schockiert über die aktuellen Ereignisse", sagte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Norbert Pfeiffer. Alle zuständigen Behörden seien unverzüglich informiert und eingebunden worden. Auch die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD) hat sich bestürzt über den Tod der Säuglinge gezeigt. Die genauen Umstände "dieser tragischen Ereignisse" müssten lückenlos aufgeklärt werden, sagte Ahnen, die Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz ist, laut Mitteilung.

Bei der täglichen Überprüfung der Infusionen sei deren Verkeimung festgestellt worden. Sofort sei die Nutzung der Herstellungssysteme und Lösungen gestoppt worden, hieß es. Alle Infusionen seien durch Präparate anderer Hersteller ersetzt worden.
 

 
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Leser-Kommentare
  1. Statt sich um den multiresistenen Krankenhauskeim und die Verschlechterung der Bedingungen auf allen Ebenen zu kümmern, möchte Rösler die GKV zerstören oder zumindestens schwächen.
    Demnächst sollen GKV keine Zusatzleistungen mehr anbieten.
    DIE PKV wünschen diese Konkurrenz nicht.
    Tragisch, diese Vorfälle, aber es wird noch schlimmer kommen.
    Immer weniger Personal muss immer mehr erwirtschaften.
    KH sollten von der Ökonomisierung ausgeschkossen bleiben.
    Aber das wollen die Neoliberalen nicht.

    • Hickey
    • 23.08.2010 um 7:20 Uhr

    Mal wieder eine Panikmache.

    Die zwei Säuglinge waren ja schon vorher recht angeschlagen...eine Frühgeburt mit 2 Monaten ? Solche Kinder haben kaum Chancen auf ein normales Leben.

    Beide hatten Herzfehler...wer weiß ob die zwei ein schönes Leben hätten führen können.

    Reaktionen auf diesen Kommentar anzeigen

    Panikmache? Im Ernst? Sagen sie das mal den Eltern. Wenn man selbst nicht betroffen ist, alles halb so schlimm oder wie?

    Abgesehen davon gibt es verschiedene Ausprägungen von Herzfehlern. Dass ein normales, unbeschwertes Leben mit einem Herzfehler unmöglich ist, stimmt also nicht.

    [...] Eine Frühgeburt kommt in der Regel im 7. Schwangerschaftsmonat auf die Welt. Dieses Baby hatte jetzt schon zwei Monate leben dürfen, und ist nicht im Alter von zwei Monaten auf die Welt gekommen. Das wäre dann nämlich eine Abtreibung gewesen.

    Gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Redaktion/cs

    Panikmache? Im Ernst? Sagen sie das mal den Eltern. Wenn man selbst nicht betroffen ist, alles halb so schlimm oder wie?

    Abgesehen davon gibt es verschiedene Ausprägungen von Herzfehlern. Dass ein normales, unbeschwertes Leben mit einem Herzfehler unmöglich ist, stimmt also nicht.

    [...] Eine Frühgeburt kommt in der Regel im 7. Schwangerschaftsmonat auf die Welt. Dieses Baby hatte jetzt schon zwei Monate leben dürfen, und ist nicht im Alter von zwei Monaten auf die Welt gekommen. Das wäre dann nämlich eine Abtreibung gewesen.

    Gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Redaktion/cs

  2. für manche Menschen klar, dass das Gesundheitssystem daran die Schuld trägt. Das nenn ich schnell und Durchblick, der scheinbar vielen Fachleuten fehlt.

    Danke Forum für die schnelle Analyse!

    Aber mal im Ernst: zum einen waren es extrem schwache Babys und zum anderen gibt es bei solchen Nährlösungen mehrere Möglichkeiten, wo die Verunreinigung hinein gekommen sein könnte. Das System hat damit vermutlich nichts zu tun, denn so etwas kann in jeder Form von Organisation passieren.

    Solche Unfälle können passieren. Absolute Sicherheit gibt es nicht!

  3. Panikmache? Im Ernst? Sagen sie das mal den Eltern. Wenn man selbst nicht betroffen ist, alles halb so schlimm oder wie?

    Abgesehen davon gibt es verschiedene Ausprägungen von Herzfehlern. Dass ein normales, unbeschwertes Leben mit einem Herzfehler unmöglich ist, stimmt also nicht.

    Antwort auf "Überschrift ?"
    • nagano
    • 23.08.2010 um 10:29 Uhr

    [...]
    Was ist denn ein normales Leben? Schlingensief hatte kein Bock auf Himmel und hat den Tod angeschrien und diese zwei ggf. auch noch nicht - es hat sie niemand gefragt. Natürlich sind wir täglich verschiedenen Risiken ausgesetzt. Wir dürfen aber auch versuchen, diese Gefahren gering zu halten. Alles müssen wir nicht hinnehmen. Und die Beurteilung, wann ein Leben nicht lebenswert oder ggf. minderwertig ist, hatten schon mal andere vorgenommen ... ich finde ihren kommentar einfach nur geschmacklos!

    Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf zynische Polemik und gehen Sie sachlich auf Beiträge anderer User ein. Die Redaktion/cs

  4. [...] Eine Frühgeburt kommt in der Regel im 7. Schwangerschaftsmonat auf die Welt. Dieses Baby hatte jetzt schon zwei Monate leben dürfen, und ist nicht im Alter von zwei Monaten auf die Welt gekommen. Das wäre dann nämlich eine Abtreibung gewesen.

    Gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Redaktion/cs

    Antwort auf "Überschrift ?"
  5. Na klar: auf Baby-Intensiv liegen eben nur Babys, die noch besonderer Behandlung bedürfen und gesundheitlich angeschlagen sind.
    Umso wichtiger ist die Hygiene. Bakterien, die im Darm vorkommen - da hat wohl jemand seine Hände nicht gewaschen?

    Irgendein Sender hat mal mit versteckter Kamera gefilmt, wieviel sich in der Gastronomie nach dem Toilettenbesuch die Hände waschen. Das Ergebnis war erschreckend und eklig!

    Aber in der Kinder-Intensiv ist Schlamperei lebensgefährdend.

    Erst vor einigen Wochen ging ein großes, angesehenes Klinikum in München durch die Presse, wegen unhygnienischer OP-Bestecke, Blut und Gewebe wurden daran gefunden!

    Unsere Kliniken werden kaputt-gespart!
    Das ist bald wie im Mittelalter: wer in eine Klinik geht, riskiert sein Leben! Oder das seiner Kinder.

  6. Wissenschaftlich vorgehen!

    denn in solchen Angelegenheiten nutzt das Emotionale kaum.
    Wichtig ist, den Keim genau zu identifizieren, in diesem Fall angeblich Enterobacter - von dem es etliche Sorten gibt -, denn anhand des Keimtyps können Folgerungen über sein “Verhalten“, über seine Herkunft gezogen werden: wie, wo, wann, wieso konnte der Keim in die Blutbahn der Kinder gelingen? Bei der Herstellung der Infusion (Manipulation, Sterilisation…?), bei der Aufbewahrung? bei der Verabreichung?
    Es könnte schlimmer sein, denn vielleicht ist es gut, dass eine solche Panne im Universitätsklinikum und nicht in einem Provinzkrankenhaus, das nicht unbedingt über die Mittel verfügt, Ursache und Ursprung präzise nachzugehen, passierte. Wenn es nun tatsächlich um eine Schlamperei seitens der “geldgeile“ (sic) Wirtschaft geht, sind auch hieraus die Folgerungen zu ziehen. Hoffentlich muss nicht - schon wieder - irgendeiner Mitarbeiter den Kopf hinhalten!!

    Und, wie in einem vorigen Kommentar, immer wieder die gleiche Frage: was hat uns die “Privatisierung“ gebracht und was wird sie und noch bringen? Gibt uns das nun wirklich die Welt, die wir uns wünschen?

    Dr. Jan Fillet

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