Pessimistische Hunde sind auch ängstlicher

Hunde, die deutliche Anzeichen von Trennungsangst zeigen, leben eher in einer grundsätzlich pessimistischen Stimmung, zeigen Verhaltensversuche britischer Biologen
Nicht jeder Hund reagiert gelassen schlafend aufs Alleinsein
Nicht jeder Hund reagiert gelassen schlafend aufs Alleinsein
© C. Dick-Pfaff, Wissenschaft aktuell
Langford (Großbritannien) - Allein daheim geraten manche Hunde unter enormen Stress - bellen, winseln und heulen, zerstören Gegenstände oder verrichten ihr Geschäft innerhalb der Wohnung. Diese Trennungsangst spiegelt womöglich eine pessimistische Grundeinstellung wider, haben britische Biologen jetzt beobachtet. Demnach legen eher pessimistisch gestimmte Hunde häufiger ein solch ängstliches Verhalten an den Tag, berichten sie im Fachblatt "Current Biology". Die Forscher vermuten, dass optimistische und pessimistische Entscheidungsfindung ein hilfreiches Kennzeichen für die emotionale Befindlichkeit eines Tieres sein könnte.

"Wir wissen, dass die emotionale Verfassung von Menschen ihre Urteile beeinflusst: Glückliche Menschen entscheiden in einer zweifelhaften Situation mit einer höheren Wahrscheinlichkeit positiv", erläutert Mike Mendl von der University of Bristol. "Nun scheint es, dass dies ebenso für Hunde gilt - Hunde, die sich ängstlich benehmen, wenn sie allein gelassen werden, tendieren auch dazu, bei unklaren Ereignissen negativ zu urteilen. Ihr ängstliches Verhalten könnte eine zugrundeliegende negative emotionale Verfassung widerspiegeln." Mendl und seine Kollegen hatten 24 Hunde an mehreren Tagen beobachtet: Zunächst beschäftigte sich jeweils einer der Forscher für 20 Minuten in einem separaten Raum mit einem Tier. Dann zeichnete das Team am folgenden Tag das Verhalten des Hundes auf Video auf, wenn er für fünf Minuten in dem Raum gelassen wurde. Ob die tierischen Probanden eher Optimisten oder Pessimisten waren, testeten die Biologen an einem weiteren Versuchstag. Dazu brachten sie den Hunden bei, dass eine Schüssel an einer bestimmten Position im Raum Futter enthielt, an einer anderen bestimmten Stelle jedoch nicht. Dann prüften sie, wie sich die Tiere verhielten, wenn der Napf an einer Stelle zwischen diesen beiden Positionen stand: ob sie freudig Futter erwartend - also optimistisch - auf die zweifelhafte Schüssel zustürmten oder sich eher zurückhaltend - also pessimistisch - gaben.

Diese Verhaltensversuchen zeigten: Hunde, die im Futter-Experiment eine eher pessimistische Erwartungshaltung an den Tag legten, zeigten auch eher Trennungsangst, also Verhalten wie etwa bellen, auf Möbel springen oder an der Tür kratzen. Solches Verhalten, das für Hundebesitzer durchaus problematisch sein kann, scheint also eine emotionale Bedeutung für die Tiere zu haben, schließen die Biologen. Mendl rät, dass Hundebesitzer aufmerksam sein sollten. "Manche Besitzer denken, dass es Hunden, die ängstliches Verhalten als Antwort auf Alleinsein zeigen, eigentlich gut geht." Diese Studie lege jedoch nahe, dass zumindest bei manchen Hunden, die solche Trennungsängste zeigen, eine negative Stimmungslage zugrunde liegen könnte und vielleicht nach einer Behandlung zum Wohl des Hundes gesucht werden sollte.

(c) Wissenschaft aktuell


 

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